Eine Woche in Venedig

(06.07. - 13.07.2020)

 

La Serenissima, wie Venedig auch genannt wird, in Zeiten von Corona?

Wir haben nicht lange überlegt und vor ein paar Wochen spontan beschlossen, unser Sabbatjahr mit einer Städtereise zu beginnen. Und wir freuen uns darüber, dass diese Reise (immerhin) einen fixen Anfangspunkt in diesen reiseunsicheren Zeiten markiert.

So kommt es, dass wir am Montagmittag unsere Koffer über den fast menschenleeren Markusplatz schieben. Kaum ein Tourist scheint sich bisher hierher zu wagen. Nur vereinzelt vernimmt man italienische Stimmen, nicht einmal die obligatorischen Verkaufsbuden mit Souvenirs sind zu sehen. Der Nachtportier unseres Hotels, das nur einen Katzensprung vom Markusplatz entfernt liegt, wird uns später erzählen, dass der Sommer für alle, die in der Tourismusbranche arbeiten, eine Katastrophe sei - obwohl im Lauf der Woche immer mehr Touristen auf der Rialtobrücke stehen und auf den Canal Grande hinabblicken. 

Was für die einen eine Katastrophe ist, ist für uns Luxus. Wir können ungestört und unbedrängt durch Venedigs Gassen schlendern, in aller Ruhe Fotos schießen und haben auch in den Vaporetti, Venedigs Wasserbussen, nie das Gefühl, dass uns jemand zu nahe kommt - unser "Tanzbereich" bleibt auch unser "Tanzbereich".

Ein besonders beeindruckendes Ensemble der Sehenswürdigkeiten bilden natürlich der Markusdom mit seinen Mosaiken, die eine Fläche von fast 8500 qm einnehmen, und der Dogenpalast. Viele Mosaiksteine der Basilika sind aus 24-karätigem Blattgold, das mit Glas verschmolzen wurde, um das göttliche Licht bestaunen zu können. Von der zierlichen und eleganten Fassade des Dogenpalastes sollte man sich nicht täuschen lassen. Über Jahrhunderte hinweg bildete dieser Palast das Machtzentrum Venedigs mit dem eisernen Willen der Regierenden, zu überleben und zu beherrschen. Jedes Detail des offiziellen Sitzes des Dogen verköpert den Machtanspruch Venedigs und den Reichtum der Lagunenstadt. Alles glänzt golden, riesige Gemälde zieren die Saalwände und nasskalte Gefängniszellen schüchtern die Besucher ein. Der Gang durch das Innere der Seufzerbrücke lässt erahnen, was ein Gefangener fühlte, wenn er ein letztes Mal einen Blick auf die Freiheit der Lagune werfen (und seufzen) konnte, bevor er im Verlies verschwand.

Neben all den beeindruckenden Bauwerken (das Teatro La Fenice bspw.) und Kunstaustellungen (z.B. die Gallerie dell´ Accademia) lohnt es sich aber auch, ein Tagesticket für die Vaporetti zu lösen und den umliegenden Inseln einen Besuch abzustatten. Auf Torcello finden wir eine der beiden letzten verbliebenen "Teufelsbrücken" ohne Geländer, Burano und Mazzorbo sind mit ihren bunten Häusern wunderschön anzusehen (der Legende nach sind die Häuser bunt, damit die Fischer im Nebel ihre Häuser leichter fanden) und auf Murano lassen sich die filigranen Werke der Glasbläser bestaunen. 

Am schönsten finden wir es jedoch, abends Cicheti zu essen (das sind kleine Snacks, quasi die venezianische Version der Tapas)  und uns dann einfach treiben zu lassen, ohne genau zu wissen, wo wir landen werden. Den Weg zurück finden wir aber immer, denn alle Wege der Lagunenstadt führen zum Markusplatz.